werk : 2012
"Vu de l´autre côté"

„Vu de l´autre côté", das ist, zum beispiel, auf der einen seite mein bild des dorfes im kanton waadt in der westschweiz, wo ich als 10-jähriges kind lebte. Auf der andern seite ist es mein bild des gleichen dorfes, 50 jahre später von der zentralschweiz aus betrachtet.

„Vu de l´autre côté", das ist, zum beispiel, auf der einen seite mein bild der stadt zug, wenn ich durch die bahnhofstrasse gehe. Auf der andern seite ist es mein bild der gleichen stadt zug, wenn ich mit dem velo im ennetsee dem zugersee entlang fahre.

„Vu de l´autre côté", das ist, zum beispiel, meine persouuml;nliche wahrnehmung der freizeitgestaltung von jugendlichen. Auf der andern seite ist es die wahrnehmung der gleichen freizeitgestaltung beim versuch, mich in die lage der jugendlichen zu versetzen.

„Vu de l´autre côté", das ist, zum beispiel, auf der einen seite die verschriftlichung eines stückes durch einen komponisten. Auf der andern seite ist es meine bildnerische umsetzung der gehouuml;rten musik mit den mir eigenen mitteln.

Ich suche die themen nicht. Sie ergeben sich, bieten sich an. Meine leistung ist es, sie als themen zu erkennen. Ich setze mir keine ziele, sondern schaffe mir denkräume, in denen sich begrifflichkeiten manifestieren. In der künstlerischen umsetzung geht es dann darum, die vorhandene technische limitiertheit zu nutzen, um meine persouuml;nlichen fähigkeiten und kompetenzen grenzgängerisch auszuloten.

In meinen neuen arbeiten knüpfe ich an die serie „sinuous" an, worin ich 2009 die diversen wirklichkeiten als ergebnis unterschiedlicher wahrnehmung thematisierte. Als neue fragestellung nach dem zyklus „transitions" tritt seit 2010 diejenige nach der relation zwischen wahrnehmung und standpunkt hinzu.

Unterschiedliche standpunkte führen zu unterschiedlicher wahrnehmung. Und umgekehrt. Für „Vu de l´autre côté" positioniere ich mich bewusst so, dass sich verschiedene blickwinkel auf einen gegenstand, eine situation, eine person, ein gesellschaftliches thema, ein segment, ein naturphänomen, eine landschaft, eine stadt ergeben. Dies kann real oder imaginär geschehen. Ich beziehe nebst der ouuml;rtlichen auch die zeitliche verschiebung mit ein. Der visuelle wahrnehmung steht in meiner arbeit im mittelpunkt. Oft ist sie gepaart mit dem olfaktorischen oder mit dem auditiven sinn.

„Vu de l´autre côté", das sind flächige bildobjekte. In der waagrechten mitte über ein kantrohr geschlagen, bieten sie eine offene und eine verborgene ansicht. In der ausgestellten serie „liniengeflecht" bilden linien aus porzellan das grundelement auf japanpapier. Sie definieren flächen, schaffen verbindungen und markieren grenzen. Japanpapier verdeutlicht die fragilität, die leichtigkeit und das schwebende der arbeiten und verstärkt deren persouuml;nlichkeit. Erhitztes bienenwachs louuml;st zum einen die pigmente, zum andern verleiht es eine kouuml;rperlichkeit mit sporadischen durchsichten.

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© verena voser